Samstag, 27. Februar 2016

Revelation - Abschlussarbeiten



Noch gestern Abend habe ich die Sitze schräg gestellt und Kniepolster in das Boot eingeklebt. Am Samstagvormittag habe ich das gute Wetter nutzend das Boot dann aus dem Wohnzimmer in den Vorgarten gewuchtet und bin ihm da mit Schleifpapier zu Leibe gerückt. Anschließend habe ich den Schleifstaub abgefegt und angefangen alle Holzteile mehrfach mit Leinölfirniss zu behandeln. Das habe ich so oft gemacht bis ich den Eindruck hatte, dass das Holz wirklich kein Öl mehr aufsaugt. Das noch feuchte Öl wurde mit einem Baumwolllappen abgewischt und das Boot für einsatzfähig erklärt. Beim Revelation handelt es sich nun um ein abgeschlossenes Werkstattprojekt.

Donnerstag, 25. Februar 2016

Revelation - es wird gehobelt


An diesem Feierabend wurden die Außensüllränder gehobelt. Dafür mussten zunächst die Edelstahschrauben noch ein wenig tiefer versenkt werden, was nur zu machen war, indem ich die Süllränder Schraube für Schraube mit einer Schraubzwinge zusammenpresste, die Schraube löste, den Versenker zum Ansatz brachte und dann die Schraube wieder festzog.

Der rechte Süllrand war bei der Montage einen guten Zentimeter zu lang geworden - eine Unachtsamkeit meinerseits. Jetzt versetzte ich die letzte Schraube und sägte das überlange Ende ab. Dabei blieb natürlich das alte Schraubloch sichtbar. Ich "stopfte" es mit einem kleinen extra angefertigten Eschenholzdübel, den ich morgen absägen werde.

Wenn es Samstag trocken draußen ist wird das Boot wieder in den Vorgarten gewuchtet und alle Holzteile geschliffen und mehrfach eingeölt. Bis dahin kann ich die Sitze noch schräg absenken und Kniepolster einkleben. Zu Schnürungen für Luftsäcke habe ich mir auch schon Gedanken gemacht.

Offenbar wurde dieses Boot, das aus dem Jahr 1992 stammt nie bestimmungsgemäß eingesetzt. die Vorbesitzer haben sich nicht die Mühe gemacht es an ihre Bedürfnisse anzupassen. Es wurde sehr selten genutzt und unsachgemäß gelagert. Dem Rumpf hat das in keiner Weise geschadet. Die Holzsüllränder waren es, die darunter gelitten haben.

Dienstag, 23. Februar 2016

Revelation - weitere Arbeiten


Heute Abend konnte ich die Leimzwingen lösen und die Qualität der Schäftungen begutachten. Professionelle Bootsbauer werden möglicherweise die Nase rümpfen aber für mich sind diese freihand ausgeführten Verbindungen durchaus befriedigend gelungen. Lediglich an einer ist erkennbar, dass ich ein wenig sehr sparsam altes Holz gesägt habe - die Ränder sind beim Verspannen etwas eingesunken.
Das wird nach dem Schleifen nicht mehr sichtbar sein.

Bei einer anderen ist der Ansatz eine halben Millimeter zu tief. Das stört mich mehr. Ich werde noch einen Holzspan einleimen, der die Vertiefung ausgleicht. Nach weiteren Hobel- und Schleifarbeiten ist das auch nicht mehr zu erkennen.

Die Innensüllränder habe ich zuerst gehobelt und bin mit den Ergebnis sehr zufrieden. Unter dem Deckplate müssen sie nicht so perfekt gehobelt sein. Das muss allerdings kippelfrei aufliegen. Es wird letztendlich mit sechs Schrauben fixiert.

Auf den Bilder noch nicht erkennbar ist, dass ich anschließend das Deck gehobelt und geschliffen habe. Insbesondere auf der Unterseite musste ich einige Anpassungen vornehmen damit es satt aufliegt.

Morgen oder übermorgen sind die Außensüllränder dran. Dann sollte das Boot für die finalen Schleifarbeiten wieder hinaus in den Vorgarten. Die alten Süllränder werden auch angeschliffen und wenn alles einigermaßen glatt ist kommt in mehreren Schichten nass-in-nass Leinölfirnis auf das Holz.

Dafür drehe ich das Boot zunächst um und träufele besonders stark verdünntes im Wasserbad erhitztes Leinöl in den Spalt zwischen Rumpf und Süllrand. Das ausgetrocknete alte Holz wird viel von dem dünnflüssigen Öl aufsaugen. Auch den Innenausbauten und dem Geflecht der Sitze wird ein satter Leinölauftrag nicht schaden.

Montag, 22. Februar 2016

Revelation - Offenbarung

Der Kauf eines weiteren Bootes lies sich überhaupt nicht vermeiden weil das Angebot unverschämt günstig war, der Rumpf sich offenbar in bestem Zustand befand und der Verkäufer offen und ehrlich auf die verrotteten Eschenholz-Süllränder und -Deckplates hingewiesen hatte. Deren Zustand rechtfertigte aus seiner (und auch aus meiner) Sicht den niedrig angesetzten Preis.
Süllränder kann ich anfertigen (Bsp. 1, Bsp. 2)  und auch reparieren. Die erforderliche Eschenholz-Reststücke stapeln sich gegenwärtig in der Werkstatt. Die Abholung des Bootes am Bodensee übernahm ein Paddelfreund, der sich ohnehin jedes Wochenende dort aufhält. Ich verabredete den Kauf quasi "halbblind" auf Grundlage der im Internet eingestellten Bilder und Beschreibung und war gespannt auf den tatsächlichen Zustand des Bootes.


Von dem konnte ich mir am späteren Sonntagabend, als das Boot "frei Haus" geliefert wurde nur ein erstes Bild machen. Bei Tageslicht gestern wurde das Bild vervollständigt: am Heck des Boote müssen Süllränder und Deckplates völlig neu aufgebaut werden. Der Bug hätte es eventuell auch nötig. Da ist das Holz trotz aller Verwitterung aber noch solide.


Ich unterbreche also zunächst den Möbelbau, rücke die alten sperrigen Sessel im Wohnzimmer zur Seite und befördere das Boot - solange es noch knochentrocken ist - in den Innenraum. Dort werden nun die alten maroden Süllränder dort, wo sie wieder fest sind, in sehr flachem Winkel abgesägt und neues Eschenholz angschäftet.

Freitag, 19. Februar 2016

PP512 - Eschenholz


Der Umstand, dass ich häufig an Booten herumbastele legte die Wahl von Esche als Bauholz nahe. Wegners Originalsessel wird vorwiegend in Eiche aber auch in Esche und gelegentlich wohl in Teak angeboten. Ich habe mich auch deshalb für Esche entschieden weil ich im nächstgelegenen Sägewerk Eschenplanken ohne nennenswerten Aufwand bekomme. Für 60,-€ habe ich mir drei etwa vier Meter lange, an den Enden jedoch ziemlich stark aufgerissene Planken besorgt.

Esche hat die Eigenschaft beim Trocknen weite Spalte zu entwickeln (und beim Fällen stark federnd auszureißen - was bei unsachgemäßen Baumfällarbeiten häufig zu schweren Verletzungen bis hin zu tragischen Unfällen führt).

Ich habe die Risse in Kauf genommen weil ich ja eine ganze Menge Kleinteile aussägen wollte. Das habe ich an einem verregneten Sonntag dann auch in meiner Werkstatt gemacht.
Seit dem stapeln sich jede Menge Einzelteile auf der Werkbank, die in absehbarer Zeit durch den Dickenhobel geschoben und an den Rundungen von Hand ausgehobelt werden müssen. Dafür stehen mir diverse Schweifhobel und ein Hobel aus dem Schiffsbau zur Verfügung.




Dienstag, 16. Februar 2016

PP512 - der Klappmechanismus


Der Klappmechanismus des Sessels besteht aus zwei zentralen Klappachsen, die mittels an den Sitzzargen fest verankerten Bandeisen mit einer etwas erhöht befindlichen Drehachse durch die Rückenlehne bewegt werden. Gestoppt wird die Klappbewegung von einem Fixiermechanismus, der in die "Vorderbeine" und die vordere Sitzkante greift.

Ein besonderes Problem stellt für mich dieser Fixiermechanismus dar. Er gleitet in einer Nut (rot eingezeichnet) an den Sitzzargen bis er nach vorne geneigt am Anschlag stecken bleibt. An den "Vorderbeinen" ist er drehbar in Bohrungen eingefasst. Er besteht aus vier Elementen. Zwei Querzargen, die jeweils in die Bohrungen bzw. die Nut fassen und zwei Stegen, die die Sitzhöhe bestimmen. Ich habe ihn für den Prototyp aus Sperrholz angefertigt.

Wenn ich ihn nun - so wie ich das am Prototyp gemacht habe - in der vermeintlichen Idealposition fixiere stelle ich fest, dass er - liefe er beim Zusammenklappen in der Nut - viel zu weit nach hinten geriete weil die Stege zu kurz sind. Dass das so gekommen ist hat vermutlich mit einer etwas abweichenden Sitzhöhe meiner Variante (ich will nicht so entsetzlich tief wie im Original sitzen) und der zu weit vorne liegenden Drehachse des Kippmechanismus zu tun.

Ich werde nun die Drehachse provisorisch verlegen um fest zu stellen, ob sich das Problem dadurch löst. Ich bin wenig hoffnungsfroh weil ich die Sitzfläche nicht weiter kippen will. Alternativ kann ich die Nut aber auch nach hinten unten frei auslaufen lassen, so das sich dieser Mechanismus ganz lösen lässt. Dann lässt sich der Sitz aber nicht mehr an der Vertiefung in der unteren Querzarge an die Wand hängen.

PP512 - Prototypenbau


Ausgehend von der detaillierten Skizze, die sich in einen Diskussionsstrang eines Internetforums fand habe ich die Schenkel des Sessels größtmöglich ausgedruckt und mit einem Koordinatengitter überzeichnet. Die Maße des längsten Schenkels gehen aus der Zeichnung im PDF-Katalog von PP-Møbler hervor. Mir schienen sie für meine Körpermaße geringfügig unterdimensioniert, so dass ich sie um ca. 5% vergrößerte.

Die Proportionen übertrug ich zunächst auf große Papierbögen. Dabei verwendete ich bewusst einen dicken Filzstift, mit dem ich - mit Hilfe eines Straklineals - die Konturen übertrug. Die so entstandenen Muster klebte ich letztlich auf dünnes Sperrholz auf, aus dem nach dem Aussägen Schablonen entstanden.
Diese Schablonen vermitteln schon einen recht anschaulichen Eindruck von den Dimensionen und Proportionen des in Entstehung befindlichen Sessels und ihre Konturen ließen sich unschwer auf einige alte Bretter übertragen, die sich in der Werkstatt fanden. Die Bandsäge trat in Aktion.


Die so gebildete Grundform bietet nun die Möglichkeit mit unterschiedlichen Konstruktionsvarainten grob zu experiementieren. Aus einem Stück Bandeisen wurde ein provisorisches Scharnier geformt, das ich ein Stück zu weit vorne an den Sitzschenkeln befestigte. Die Sitzfläche wird dadurch etwas zu kurz. Das muss in der realisierten Version ausgebügelt werden.
Der Abschlussholm der Sitzfläche ist im Original nach hinten ausgewölbt und läuft glatt aus. Der vordere Holm hat im Original seitlich Verdickungen, mit deren Hilfe er sich gut in die den Zargen verankern lässt. Auch diese Anpassungen müssen letztlich übertragen werden.

Diese Shortcomings des Prototypen werden mir erst im zusammen gebauten Zustand klar und lassen sich in der endgültigen Realisierung ausbügeln. Der Prototyp ist letztlich dazu verdammt irgendwann mal zu Kaminholz zerkleinert zu werden. Bei seinen Schenkeln wurde nicht auf den Verlauf der Holzmaserung geachtet - würde er belastet bräche er zusammen. Aber an ihm wird schon einmal das Funktionsprinzip des Klappmechanismus deutlich.


Montag, 15. Februar 2016

PP512 - Hans Jørgensen Wegner

Über Hans J. Wegners Leben ist mittels Internetrecherche erstaunlich wenig in Erfahrung zu bringen. Auch der Umstand, dass ich dänisch lesen kann hilft mir in meinen Nachforschungen wenig weiter. Sein gestalterisches Schaffen, das gerade Ende der 40er Jahre, als Wegner Mitte 30 war, seinen kreativen Höhepunkt erreichte, ist zwar sehr gut dokumentiert, aber über Wegners Privatlleben und seine Einstellung gegenüber politischen oder weltgeschichtlichen Vorgängen ist nichts bekannt.

Ich habe mir bei meinen ersten Überlegungen zum Nachbau des Klappsessels viel Gedanken darüber gemacht, was dieser Däne wohl davon hielte, wenn ein Anfang fünfzigjähriger Deutscher sich intensiv mit einem seiner Entwürfe beschäftigt und den Plan fasst so ein Möbel nach zu bauen.

Dänemark war von 1939 bis zur Befreiung 1945 von deutschen Truppen besetzt. Das deutsch-dänische Verhältnis war lange und zurecht durch diese Tatsache belastet. 1949 waren die Erinnerungen an die Besatzungszeit bei den Dänen noch sehr präsent. Man sollte meinen, dass diese Geschehnisse heute - nach über 60 Jahren - keine bedeutende Rolle mehr spielen. Das ist aber nicht so. Selbst mich als Kind des Baby-Booms Anfang der 60er Jahre belastet diese Erinnerung und ich wüsste gerne, welche Einstellung ein Däne, der diese Zeit erlebt hat, gegenüber Deutschland und den Deutschen hat.

Über Wegners Erlebnisse in der Kriegszeit konnte ich nichts in Erfahrung bringen. Wie sein Verhältnis zu den Deutschen war kann nicht einmal spekulativ erschlossen werden. Es ist bekannt, dass er in den Kriegsjahren in Århus hochproduktiv war und seine Kreativität stetig steigerte. Noch in Århus 1943 gründete er sein eigenes "Studio", das er 1946 gleich nach dem Krieg nach Kopenhagen umzog.

Vielleicht war Hans J. Wegner ja ein unpolitischer Zeitgenosse, der sich von den äußeren Umständen nicht beirren ließ. Darin liegt nichts unehrenhaftes. Ich möchte mir wünschen, dass das so ist und dass er meinen Bestrebungen allenfalls wohlwollend kritisch gegenüber stände.

PP512 - FOLDESTOLEN von Hans J. Wegner

Da ich nicht selten Kanus in unser Wohnzimmer wuchte, an denen ich Reparaturen vornehme fiel die Wahl bei den Überlegungen zur Neuanschaffung unserer verschlissenen Sesseln auf Klappsessel, die schnell zur Seite geräumt sind, wenn Platz für ein Kanuprojekt benötigt wird. Eine Internetrecherche (ein umfängliches Bildverzeichnis entstand dabei - s.u.) bezog anfangs auch Sessel mit ein, die sich nicht falten lassen aber leicht genug sind. Sie fokussierte sich aber immer stärker auf den Folding Chair von Hans J. Wegner.


Wegner hat den Sessel 1949 entworfen. Der Sessel gilt als eigenständiger Entwurf obwohl er offenbar aus früheren traditionellen Entwürfen oder auch solchen anderer Gestalter abgeleitet wurde. Unter anderem dem Briten Ebert Wels wird ein sehr ähnlicher Sessel (entworfen 1928) zugeordnet (mehr dazu). Zwischenzeitlich wurden Varianten dieses Sessels offenbar in Italien oder in Osteuropa produziert. Als Neumöbel werden sie aktuell nirgends angeboten.

Wegners Variante dieses Sessels wird gegenwärtig unter der Bezeichnung PP 512 von PP Møbler in Dänemark hergestellt und kann für ungefähr 4.000 € erworben werden. Wer ein gut erhaltenes Original aus den 50er Jahren haben möchte sollte pro Exemplar 5.000 € auf die hohe Kante legen und geduldig warten bis ihm mal ein passendes Angebot über den Weg läuft. Ganz gelegentlich werden die Sessel auch als Paar angeboten. Eine großartige Bezugsquelle ist das dänische Auktionshaus Lauritz, wo immer wieder derartige Möbel angeboten werden. Die anfallenden Versandkosten fallen angesichts der erreichten Preise und der Tatsache, dass es sich um Faltgestühl handelt nicht weiter ins Gewicht.


Wer bei den einschlägigen Suchmaschinen nach Bildern zu diesem Sesselmodell sucht findet zahlreiche Abbildungen, die die Details dieses handwerklich tadellos gefertigten Sitzmöbels offenbaren. In meiner Bildersammlung habe ich zahlreich dieser Bilder in höchstmöglicher Auflösung gesammelt denn die Entscheidung von diesem Modell schließlich ein Paar selbst nachbauen zu wollen bahnte sich recht früh in der Recherche ihren Weg.

Detaillierte Pläne des Sessels sind selbstverständlich nicht im Internet zu finden. Im PDF-Katalog dieses Sessels von PP-Møbler ist ein noch grobere Skizze abgebildet, die Maße enthält. Eine detailliertere Skizze ohne Maße ließ sich auf einer Diskussionsseite auftreiben. Sie wurde aus einem Buch kopiert und ich habe Skrupel sie hier einzubetten.


Überhaupt "Skrupel": Natürlich stelle ich mir die Frage ob ich einen Copyright-Verstoß begehe, wenn ich einen Entwurf nachbaue, der auf einen namentlich bekannten Gestalter zurückgeht und der bei einem von ihm autorisierten Möbelhersteller fortwährend gebaut wird. Andererseits gibt es eine Reihe von z.T. älteren Varianten dieses Sessels und meine beiden "Nachbauten" haben keine Chance mit der handwerklichen Perfektion des Originals Schritt zu halten. Ich werde notgedrungen abweichende Maße verwenden, die Proportionen geringfügig verschieben, andere Holzverbindungen einbeziehen und mit Materialien arbeiten, die mir zugänglich sind. Insbesondere die Frage nach dem Bespannungsmaterial ist fortwährend völlig ungeklärt.