Über Hans J. Wegners Leben ist mittels Internetrecherche erstaunlich wenig in Erfahrung zu bringen. Auch der Umstand, dass ich dänisch lesen kann hilft mir in meinen Nachforschungen wenig weiter. Sein gestalterisches Schaffen, das gerade Ende der 40er Jahre, als Wegner Mitte 30 war, seinen kreativen Höhepunkt erreichte, ist zwar sehr gut dokumentiert, aber über Wegners Privatlleben und seine Einstellung gegenüber politischen oder weltgeschichtlichen Vorgängen ist nichts bekannt.
Ich habe mir bei meinen ersten Überlegungen zum Nachbau des Klappsessels viel Gedanken darüber gemacht, was dieser Däne wohl davon hielte, wenn ein Anfang fünfzigjähriger Deutscher sich intensiv mit einem seiner Entwürfe beschäftigt und den Plan fasst so ein Möbel nach zu bauen.
Dänemark war von 1939 bis zur Befreiung 1945 von deutschen Truppen besetzt. Das deutsch-dänische Verhältnis war lange und zurecht durch diese Tatsache belastet. 1949 waren die Erinnerungen an die Besatzungszeit bei den Dänen noch sehr präsent. Man sollte meinen, dass diese Geschehnisse heute - nach über 60 Jahren - keine bedeutende Rolle mehr spielen. Das ist aber nicht so. Selbst mich als Kind des Baby-Booms Anfang der 60er Jahre belastet diese Erinnerung und ich wüsste gerne, welche Einstellung ein Däne, der diese Zeit erlebt hat, gegenüber Deutschland und den Deutschen hat.
Über Wegners Erlebnisse in der Kriegszeit konnte ich nichts in Erfahrung bringen. Wie sein Verhältnis zu den Deutschen war kann nicht einmal spekulativ erschlossen werden. Es ist bekannt, dass er in den Kriegsjahren in Århus hochproduktiv war und seine Kreativität stetig steigerte. Noch in Århus 1943 gründete er sein eigenes "Studio", das er 1946 gleich nach dem Krieg nach Kopenhagen umzog.
Vielleicht war Hans J. Wegner ja ein unpolitischer Zeitgenosse, der sich von den äußeren Umständen nicht beirren ließ. Darin liegt nichts unehrenhaftes. Ich möchte mir wünschen, dass das so ist und dass er meinen Bestrebungen allenfalls wohlwollend kritisch gegenüber stände.
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